Donaukulturmagazin Ausgabe 1 / 2025

Foto: BMLV Heindl Bundesheer der Zukunft Interview mit dem Militärkommandanten für Niederösterreich, Brigadier Georg Härtinger Sie sind seit Oktober 2024 Militärkommandant des Militärkommandos Niederösterreich. Wie sehr unterscheidet sich ihr beruflicher Alltag von dem, der er vor dieser umfangreichen Aufgabe war? Bevor ich Militärkommandant von Niederösterreich wurde, habe ich im Bundesministerium für Landesverteidigung die Tätigkeit als Chef des Stabes der Direktion Kommunikation wahrgenommen. Diese Aufgabe war geprägt von der Informationsaufbereitung für den Direktor, Koordination von vier Abteilungen sowie der Bearbeitung Grundlagen im Bereich Strategischer Kommunikation. Der Dienst war im Wesentlichen auf den Dienstort Wien beschränkt. Dem gegenüber steht die Arbeit im flächenmäßig größten Bundesland mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an rund 80 Standorten. Welche Themen und Projekte beschäftigen Sie im Moment hauptsächlich? Die aktuelle Sicherheitslage erfordert eine neue Ausrichtung des Bundesheeres der Zukunft. Davon sind alle Dienststellen betroffen – auch das Militärkommando Niederösterreich. Neben der Bearbeitung in diesem Bereich zählen das Halten der Verbindung zu den militärischen und zivilen Dienststellen im Bundesland, der Landesregierung sowie zu allen Einsatzorganisationen zu meinen Hauptaufgaben. Durch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner wurde mit der „Mission vorwärts“ ein Investitions- und Modernisierungsprogramm für das Bundesheeres angekündigt. Wie ist hier der Status quo und welche Ziele werden in diesem Jahr diesbezüglich in Niederösterreich verfolgt? Das Militär in Niederösterreich wird von den eingeleiteten Beschaffungen im Bereich der Land- und Luftstreitkräfte stark profitieren. Im Moment laufen dazu vorbereitende Baumaßnahmen im Bereich der Infrastruktur mit einem Auftragsvolumen von 411,4 Millionen Euro. Dies beinhaltet auch Maßnahmen zur Kasernen-Autarkie. Jugend und Wehrdienst: Wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung und das Interesse der Jugend am Wehrdienst? Die Anzahl an verfügbaren Stellungspflichtigen männlichen Staatsbürgern ist stark rückläufig. Im Vorjahr lag das Aufkommen in Niederösterreich erstmals unter der 8.000erMarke. Davon waren 74 % tauglich und 31 % haben einen Zivildienstantrag gestellt. Es ist auffallend, dass die Tauglichkeit im Vergleich zum Jahr 2023 um 4 % gestiegen ist und die Anträge auf Zivildienst um 2 % gefallen sind. In Verbindung mit dem erstmaligen ersten Platz im Vertrauensindex für Behörden im Oktober 2024 wäre ein erhöhtes Interesse Jugendlicher am Österreichischen Bundesheer ableitbar. Wie viele Grundwehrdiener gibt es in NÖ? Je nach Anzahl an Rekruten für den militärischen Bedarf erfolgt die Einberufung zum Grundwehrdienst in Voll-, Teil-, Fremd- und Überbrückungs-Kontingenten. Daher variiert die Anzahl an Rekruten jährlich. Im Jahr 2024 sind in Niederösterreich 3.240 Männer zu ihrem Grundwehrdienst eingerückt. Zusätzlich haben 60 Frauen ihren „freiwilligen Grundwehrdienst“ begonnen. Wie hoch ist dabei die Frauenquote? Das Militärkommando Niederösterreich hat einen Personalstand von rund 900 Personen. Die Frauenquote liegt aktuell bei 23 %. Bundesweit liegt die Frauenquote bei 11 % bzw. bei 3,5 % bei den Soldatinnen. Wie viele Soldat:innen befinden sich derzeit im Auslandseinsatz, wo liegt dabei die größte Aufmerksamkeit? Das Bundesheer ist in elf Missionen weltweit im Einsatz. Dabei sind im rund 800 Soldaten im Auslandseinsatz. Das Schwergewicht liegt am Westbalkan und im Nahen Osten. Aktuell sind 220 Soldaten in Bosnien und Herzegowina bei EUFOR (European Union Force), 170 Soldaten im Kosovo bei KFOR (Kosovo Force) sowie 160 Soldaten im Libanon bei UNIFIL (United Nations Interim Forces in Lebanon) im Einsatz. Katastropheneinsätze: Das Militär war im Rahmen der Hochwasserkatastrophe im Herbst 2024 erneut im Einsatz und hat Großartiges geleistet. Wie bereiten Sie die Soldat:innen auf derartige Einsätze vor? Das Österreichische Bundesheer wendet viel Zeit für Einsatzvorbereitung auf. Dies umfasst neben der Ausbildung von Grundwehrdienern, die Aus-, Fort- und Weiterbildung des Kaderpersonals im In- und Ausland in unterschiedlichen Fachrichtungen, den so genannten Waffengattungen. Die praktische Anwendung des Erlernten erfolgt im Rahmen von Übungen. Hierzu werden Soldaten aus allen Waffengattungen an einem Ort zusammengeführt, um eine komplexe Aufgabenstellung zu bewältigen. Darin sind auch Fähigkeiten und Fertigkeiten enthalten, die im Rahmen von Assistenzeinsätzen, wie eben jenem der Hochwasserkatastrophe, zur Anwendung gebracht werden. Eine eigene Ausbildung für einen Katastropheneinsatz gibt es beim Österreichischen Bundesheer nicht. Foto: Ronja Klima_HBF DONAUKULTURMAGAZIN 1/25 28

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