80 Jahre Marianne Mendt Wir hatten die Ehre und durften die bekannte Sängerin und Schauspielerin interviewen DK: Sie wurden erst vor Kurzem geehrt worden und haben Ihre Tour gestartet? MM: Exakt an meinem Geburtstag, dem 29. September, bin ich geehrt worden. Ich bin jetzt Ehrensenatorin der MUK (Anm. der Red.: MUK = Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien; Marianne Mendt ist die erste Ehrensenatorin, die diese Auszeichnung erhalten hat.) Die Auftritte, die in der nächsten Zeit kommen würde ich nicht als richtige Tour bezeichnen. Ich habe vor vielen Jahren meine Theatertournee gemacht in – ich glaube 125 Tagen, 124 Vorstellungen. Das war Wahnsinn. DK: Wenn Sie auf Ihre Karriere blicken, auf diese lange Zeit, die Sie bereits auf der Bühne oder vor der Kamera stehen, was sind die ersten Bilder und Momente, die Ihnen in den Sinn kommen? MM: Das geht weit zurück. Da denke ich an meine Kindheit; dass ich damals schon immer gerne vorne gestanden bin, wenn es um Musik ging. Ich habe immer die Solos gesungen. Und dass ich in der Schule den Musikunterricht übernommen habe – also den Pflichtmusikunterricht. Die Lehrerin hat sich schwergetan und nachdem dort ein Klavier stand, habe ich dann oft darauf gespielt. Es war immer die Musik, die seit jeher eine große Rolle in meinem Leben gespielt hat. DK: Gibt es Erlebnisse oder Momente in Ihrer Karriere, wo Sie sich gedacht haben: ‚Jetzt habe ich es geschafft!‘? MM: Nein, weil ich das nie angestrebt habe. Ich war glücklich, dass ich mit Musik mein Leben bestreiten darf und kann, im wahrsten Sinne des Wortes. Zum einen, weil es für mich keine andere Perspektive gab und zum anderen, weil es mich immer glücklich gemacht hat und mich noch immer glücklich macht. Für mich war nicht wichtig, dass ich Karriere mache, noch, dass ich viel Geld verdiene. Mir war wichtig, dass ich es machen darf. Aber mir war das wichtig, dass ich es generell machen darf. Ich habe zu meiner Tochter gesagt: „Sollte ich jemals auf der Bühne peinlich werden, dann holst mich bitte runter.“ Sehr gerne habe ich „Seine Mutter und ich“ gespielt, da spiele ich eine besonders blöde, grantige Schwiegermutter, also wirklich zum Kotzen. Das waren Herausforderungen, die sehr lustig waren. Das Schwierigste war die letzte Produktion, die erst unlängst ausgestrahlt wurde, wo ich mich selbst spiele. Das war schwer. DK: Warum war das so schwierig? MM: Weil alle anderen als Schauspieler besetzt wurden und nur ich mich selber spiele. Ich habe zum Teil aus meinem Leben erzählt und zum Teil habe ich mich wieder in die Rolle eingefügt, damit die Dialoge weitergehen. Das war eine Herausforderung. DK: Wenn Sie Ihrem jüngeren Ich begegnen könnten, was würden Sie ihm sagen? MM: Was auch immer ich tue, ich werde es schaffen – das wusste immer. Das ist meiner Meinung nach die wichtigste Einstellung, die man haben kann. Mich hat der Mut nie verlassen. Du musst mutig sein. Ganz besonders in meinem Beruf, sonst kannst du es nicht machen. Mut ist angesagt – abgesehen vom Können. DK: Was wünschen Sie sich für die nächsten Jahre? Zum einen für sich selber, aber auch für die österreichische Kulturszene? MM: In erster Linie Gesundheit. Und dass es noch lange weitergeht, und ich mit meinen Musikern super Konzerte machen kann. DK: Vielen Dank für Ihre Zeit und das Gespräch! Konzerttermine finden Sie unter: www.mariannemendt.at DK: Sie gelten in Österreich als die Pionierin des Austro-Pop. Wie war das damals, als Sie im Wiener Dialekt zu singen begonnen haben? Hat es da kritische Stimmen gegeben oder wurde das gleich angenommen? MM: Sowohl als auch. Hauptsächlich war die Resonanz positiv. Aber natürlich gab es eine Schicht gegeben, die mich als ordinäre Dialektsängerin bezeichnet haben. Da habe ich schon ein bisschen was einstecken müssen. Mir war das damals nicht bewusst, dass ich eine Pionierin bin. Das wir mit diesem Produkt die Einzigen im gesamten deutschen Sprachraum sind, wurde erst später klar. Es wird immer Menschen geben, denen das nicht gefällt, die müssen sich meine Musik aber auch nicht anhören. Da war auch niemand sonst, der swingende Lieder im Dialekt gesunden hat – schon gar keine Frau. Das waren die 70er-Jahre und Männer kamen erst danach sukzessive wie etwas Wolfgang Ambros mir seinem großartigen „Hofa“. Dann kam Wilfried, und ein paar andere Musiker. Georg Danzer hat damals nur für mich geschrieben – wunderbare Texte! Der hatte ein einzigartiges Talent; ich hab ihn gebeten mir ein Lied zu schreiben, weil ich im Studio war und am nächsten Tag hatte ich nicht nur ein Lied, sondern fünf – unglaublich! Georg war einer der kreativsten und produktivsten Menschen, die ich kennenlernen durfte. Wenn man gläubig ist, könnte man vielleicht sagen, er hat gewusst, dass er nicht mehr so viel Zeit hat, um seine Leidenschaft zu leben. DK: Gibt es eine Rolle oder auch mehrere Rollen, die Sie gerne noch einmal spielen wollen würden? Oder eine, die Sie nie losgelassen hat? Gerne spielen würde ich keine mehr. Aber nicht, weil sie schlecht waren, sondern weil es nicht mehr passen würde. Ich kann als 80-jährige keine 30-jährige spielen. Es gab viele Produktionen, die zum Zeitpunkt der Ausstrahlung sehr erfolgreich waren, aber dann nie mehr wieder erwähnt wurden. Außer, dass sie ab und an wiederholt wurden. Foto: Dietmar Lipkovich DONAUKULTURMAGAZIN 4/25 12
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