Gestern klingt heut‘ anders Wienerlied-Ikone Roland Neuwirth & das Ensemble vorstadtkollektiv Das vorstadtkollektiv – Marlene Janschütz und Paul & Lukas Seifried – verneigt sich vor der Wiener Musiktradition und will diese weiterführen. In der bewährten Besetzung: Gesang, Kontragitarre und Knopfharmonika erzeugen die drei auf original wienerischen Instrumenten alte und neue Klänge. „Locker, unaufgesetzt und sympathisch!“, so beschreibt Roland Neuwirth das Trio. Wienerlied und Schrammelmusik lernten die drei weniger beim Heurigen kennen als vor allem an der Musikuniversität und dem Wiener Volksliedwerk in Wien. Roland Neuwirth & Peter Havlicek sind nur ein paar Persönlichkeiten, die ihr fundiertes Wissen und ihren Enthusiasmus für die Musik an das Trio weitergeben und es fördern. Das erst 2022 gegründete Ensemble aus der Vorstadt zählt zu den aufstrebenden Gruppen in der Wienerlied Szene. Beim wean hean Festival, Schrammel.Klang.Festival, Wien im Rosenstolz Festival oder der ORF Sendung Wechselspiele hat das Trio bereits von sich hören lassen und erste Erfolge gefeiert. Das vorstadtkollektiv lässt die Grenzen zwischen neuem Wienerlied und Tradition verschwimmen und strebt stets danach, das Typische des Stils aufzuzeigen, ohne dabei in den Kitsch abzudriften. Es jongliert gekonnt zwischen Wiener Schmäh & Gemütlichkeit, Leichtlebigkeit und Vergänglichkeit. Unbeschwert satirisch und ironisch, manchmal auch melancholisch zeigt das vorstadtkollektiv die Zeitlosigkeit der Wiener Musik und singt von damals, heut und morgen. Roland Neuwirth Geboren am 31. Oktober 1950 in Wien ist Autor, Komponist, Sänger & Kontragitarrist sowie Gründer & Bandleader der Extremschrammeln (vormals Neuwirth-Schrammeln). Bereits als 18-jähriger Autodidakt spielte er mehrere Jahre in einer Swing- & Dixie Combo Kontrabass, darauf Gitarre in einer Bluesband. Infolge einer Identitätskrise, kein Farbiger zu sein, sondern „born in Floridsdorf, nicht in Chicago“, wurde er auf die legendäre Wienerliedsängerin Maly Nagl aufmerksam und gründete während seines Gitarre-Studiums an der Wiener MusikHochschule ein Schrammelquartett. Er widmete sich fortan der Kontragitarre. Roland Neuwirths Arbeit steht vorrangig für die Erneuerung des Wienerliedes. Er betrachtete es von jeher als seine Aufgabe, eine tatsächliche Symbiose zwischen der von ihm damals neu aufgespürten Tradition und heutigen musikalischen Strömungen zu schaffen. Er tat dies auf vielfältige Weise. Sein Pioniergeist inspirierte und ließ eine neue Wiener Szene entstehen. (Man denke nur an das „Schrammelklang-Festival“ oder „Wien im Rosenstolz“, allem voran das Festival „wean hean“, dessen Namensgeber er ist.) Entlang der über vier Jahrzehnte andauernden regelmäßigen Konzerttouren der Band im In- u. Ausland entstanden ebenso Schrammel-Neutöner, Mäsche, Neuwiener Tänze und Walzer, einige Orchester- und Kammermusikwerke, Theater-, Film- und Gelegenheitsmusik sowie eine SchrammelOperette, sämtlich mehrmals aufgeführt. 1995 Gründung der Herz.Ton.Schrammeln mit konzertant-klassischer Schrammelmusik, 1999 USA/Kanada-Tournee. Zusammenarbeit mit den Dichtern H. C. Artmann, Ernst Jandl u. Peter Rühmkorf, dem „Ensemble Kontrapunkte“ im MV unter Peter Keuschnig, dem RSO Wien sowie dem Arnold SchönbergChor. Neben den Extremschrammeln trat Neuwirth mit Alegre Correa, Karl Ratzer, Angelika Kirchschlager (Fernsehauftritt mit Krzystof Dobrek u. den Wiener Symphonikern), Erwin Steinhauer und elf Jahre mit Karl Hodina auf. In der 2. Jahreshälfte 2016 begaben sich die Extremschrammeln auf Abschiedstour. Mit Jahresende 2016 erfolgte die Auflösung der Gruppe. Sie bestand 42 Jahre. Der Entschluss, trotz des Erfolges die Bühne zu verlassen, wurde zum einen krankheitsbedingt gefasst, zum anderen, um sich mehr dem Komponieren widmen zu können. Zuletzt hat er an der mdw (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien) eine Klasse für Wienermusik ins Leben gerufen und dort einen Lehrauftrag inne. In diese Zeit fallen einzelne Auftritte und eine CD mit dem „radio.string.quartet“. Weiters übertrug Neuwirth Wilhelm Müllers Texte zu Schuberts „Winterreise“ ins Wienerische, spielte mit dem Pianisten Florian Krumpöck eine CD ein und gab mit diesem Zyklus Liederabende (die letzten beiden im Schubert-Saal). Es folgte ein Auftritt mit einem aus Philharmonikern bestehenden Kammerensemble im Musikverein mit Neuwirth-Liedern, darunter neue Kompositionen. Anlässlich des Johann Strauß-Jahres 2025 erhielt Neuwirth einen Kompositionsauftrag für eine Walzersinfonie (UA 27. Nov. 2025, MQ Wien). Roland Neuwirth schrieb insgesamt an die 400 Lieder, davon 232 Wienerlieder (größtenteils für die klassische Wiener Quartettbesetzung). Doch schon aufgrund des darin integrierten Gesangs, als auch der elektroakustischen Verstärkung wegen, sind die Extremschrammeln kein übliches Schrammel-Ensemble, sondern eine SchrammelBand. Foto: Valentina Rychter Foto: Lahndizruck DONAUKULTURMAGAZIN 3/25 6
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