Donaukulturmagazin Ausgabe 2 2022

5 Krems Purkersdorf Stockerau St. Pölten Tulln Wachau Wien Das Bundesland Niederösterreich feiert heuer sein hundertjähriges Bestehen. Was heißt das für das Land? Am1. Jänner 1922 trat das sogenannte »Tren- nungsgesetz« in Kraft und machte aus Nieder- österreich und Wien zwei eigenständige Bun- desländer. Der Weg zu einer selbstbewussten Region, die international wahrgenommen wird, war gerade in den ersten Jahrzehnten für das Agrarland Niederösterreich nicht leicht. Ge- rade mit der neuen Landeshauptstadt St. Pöl- ten, dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union ging ein Ruck durch Niederösterreich, der un- ser Bundesland vom Grenzland ins geopoliti- sche Zentrum Europas rückte. Seither konnte Niederösterreich vor allem in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur eine rasante Entwicklung verzeichnen. Welche Aktivitäten wird es geben um das Jubiläum zu feiern? Heuer sind zahlreiche Aktivitäten geplant oder bereits im Gange, die sich der Vermittlung kul- tur-, gesellschafts- und demokratiepolitischer Themen widmen. Die Sonderausstellung der Landesgalerie Niederösterreich mit 100 öster- reichischen Gegenwartskünstlern von Ona B. bis Leo Zogmayer zum Beispiel oder die Lan- desausstellung »Marchfeld-Geheimnisse« im Schloss Marchegg. Zudem finden im ganzen Land Jubiläumsveranstaltungen statt – von Konzerten über Theateraufführungen zu zeit- historischen Themen bis hin zu Schulprojekten. Die Bezirksfeste wurden vor kurzem vorgestellt, wie werden diese ablaufen? Die Bezirksfeste sind einer der Höhepunkte der Feierlichkeiten zu 100 Jahre Niederöster- reich und finden am 25. und 26. Juni in allen 20 Bezirkshauptstädten sowie in der Statutar- stadt Waidhofen an der Ybbs und in Kloster- neuburg statt. An diesem Wochenende soll die Begeisterung für die vielen Facetten der heimischen Kultur in die Bezirke Niederöster- reichs hinausgetragen werden. Die Zusam- menarbeit der Bezirke und den Gemeinden mit 15.000 bis 20.000 Ehrenamtlichen er- möglicht ein landesweites Fest der Gemein- samkeiten, das gleichzeitig die regionalen Besonderheiten der Bezirke widerspiegelt. So ist jedes Bezirksfest ein bisschen anders und einzigartig – aber alle zeigen die Vielfalt und Schönheit unserer Regionalkultur: Profimusiker und Hobbymusikanten, Musikschulen und Blasmusik, Volkstanz- und Brauchgruppen, Künstlerinitiativen, Chöre, Volksmusik, Klassik, Rock und Pop, Lesungen und Museen. Sind die Bezirksfeste für die gesamte Bevölkerung zugängig? Ja, alle sind eingeladen. Es soll ein generatio- nenübergreifendes Begegnungsfest sein, wo gemeinsam gefeiert, getanzt und gesungen wird. Es ist mir auch wichtig, bei dieser Ge- legenheit auf die vielen Freiwilligen und Vereine hinzuweisen, die so viel für unsere Gesellschaft leisten. Ganz bewusst erhalten deshalb auch die Einsatzorganisationen Raum, die Bevölkerung über ihre vielfältigen Tätig- keiten zu informieren. Es ist auch schön, dass sich bei den Bezirksfesten Sport- und Um- weltorganisationen genauso vorstellen, wie Initiativen im Sozialbereich. Das alles trägt zum stolzen Landesbewusstsein bei. Gibt es in den Schulen Projekte dazu? Seit den Semesterferien ist eine eigene Wan- derausstellung durch alle Schulen und öffent- liche Einrichtungen unterwegs, die die wich- tigsten Ereignisse unseres Bundeslandes vom Großen bis ins Kleine beleuchtet und zur ganz persönlichen Auseinandersetzung mit unserer Geschichte einlädt. Im Rahmen eines Wettbe- werbes erfolgte außerdem die Aufforderung an die Schülerinnen und Schüler der rund 126 Musik- und Kunstschulen Niederösterreichs, unsere Landeshymne neu zu interpretieren. In Niederösterreich wird die Kultur hoch- gehalten, das Land fördert viele Projek- te. Welche Synergien werden genutzt? Vonseiten des Landes gibt es ein klares Be- kenntnis zur Unterstützung unseres Kultur- lebens in den Regionen. Unzählige bauliche Kulturschätze ebenso wie die prachtvollen Naturkulissen stellen einzigartige Rahmen- bedingungen für kulturelle Aktivitäten aller Sparten dar. Die vielen Künstlerinnen und Künstler des Landes sorgen das ganze Jahr über für ein abwechslungsreiches, innovati- ves Kulturprogramm, das Besucher aus aller Welt anzieht. Pro Jahr verzeichnen wir über 2,5 Millionen Kulturtouristen bei den kultu- rellen Veranstaltungen und Ausstellungen im ganzen Land. Damit ist die Kultur auch ein bedeutender Impulsgeber für unseren Touris- mus und die heimische Wirtschaft. Die Zeiten waren und sind nicht leicht. Mit welchen Gedanken und Gefühlen schauen Sie in die Zukunft? In der akuten Phase der Pandemiebekämp- fung und auch zur aktuellen Stunde sehen wir, dass jede Krise auch positive Kräfte freisetzt. Es ist beeindruckend, wie viele Menschen sich für den Frieden und für die Nachbarschaftshilfe in der Ukraine engagie- ren, und es ist schön zu sehen, wie innerhalb der Europäische Union ein neuer Zusammen- halt entsteht. Genau dieser Zusammenhalt ist die DNA unserer niederösterreichischen Landesidentität. Niederösterreich hat in sei- ner Geschichte immer wieder bewiesen, wie wichtig das Zusammenarbeiten ist, um Krisen zu überwinden und Neuanfänge zu meistern. Wir wollen in unserem Jubiläumsjahr aber nicht nur zurückblicken, sondern nach vorne schauen, was auch an den Inhalten unserer Landesstrategie 2030, die unter dem Motto »Mein Land denkt an morgen« im Herbst prä- sentiert wird, deutlich werden wird. 100 Jahre Niederösterreich Interview mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner über das Jubiläumsprogramm und den Wert der Kultur

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